Im Rahmen des letzten Ausbildungsjahres der praxisintegrierten Ausbildung zu Erzieherin habe ich am Anfang des Jahres 2022 ein Projekt für die 8- bis 12-jährigen Kinder der Wohngruppe Landau entwickelt.
Das Projekt „Erleben und lieben auf dem Bauernhof“ wurde in Zusammenarbeit mit dem trägerinternen Erlebnisbauernhof in Bontkirchen aufgebaut. Es behandelt verschiede Inhalte und Angebote der Wertevermittlung eines wertschätzenden Umgangs mit der Tierwelt. Das Angebot auf dem Erlebnisbauernhof erstreckte sich über einen Zeitraum von drei Wochen im Januar und Februar, immer zweimal die Woche.
Der Start des Projektes war für alle sehr aufregend. Schon auf der ca. 40-minütigen Anfahrt wurde ich mit Fragen regelrecht gelöchert: Was werden wir wohl alles erleben und was ist überhaupt ein Projekt? Es wurden schon eine Menge Ideen gesammelt und über Inhalte spekuliert. Angekommen und nachdem alle Menschen und Tiere des Hofes umfänglich begrüßt worden waren, konnte das Projekt beginnen!
Tiere auf dem Bauernhof
In der ersten Projektwoche lernten die Kinder die bereits bekannten Hoftiere nochmal neu kennen. Gemeinsam besuchten wir jedes der Hoftiere in seinem Zuhause und lernen mit praktischen Übungen die Unterschiede und den Nutzen der Tiere für den Bauernhof. Die Kaninchen zum Beispiel liefen frei in einer Pferdebox herum und das hatten die Kinder noch nie erlebt. Wir setzten uns auf Strohballen und beobachteten, fütterten, streichelten und hielten die Kaninchen. Die Jungs durften im Hühnerstall nach Eiern suchen und die Hühner sogar mal auf dem Arm halten.
Die Kinder lernten viel neues über die Haltung, Verpflegung und Pflege von Tieren auf dem Bauernhof. Bei einem Schätzquiz über die Lebenserwartung der Bauernhoftiere präsentierten die Jungs ihr Wissen. Zum Ende des Tages wärmten wir uns immer in der Stube vor dem Kamin mit warmen Getränken und leckeren Snacks auf.
Jeden Tag hatten die Kinder die Möglichkeit, die Tiere zu beobachten, zu berühren, zu kuscheln und mit ihnen in Beziehung zu treten.
Außerdem wurde zu Beginn eine wichtige Theorieeinheit über Unfallvermeidung auf einem Hof mit Tieren durchgeführt. Zusammen wurden Verhaltensregeln in der Nähe von Tieren bestimmt. Die festgelegten Abmachungen hielten wir auf einem bunten Plakat mit netten kleinen Symbolen zur Visualisierung fest.
Leckerbissen für Alle
In der zweiten Projektwoche wurden wir an einem Tag hauswirtschaftlich tätig. Wir stellten „Leckerbissen für Alle“ her. Zusammen backten wir eine Art Keks aus Möhren, Haferflocken, Banane und Apfel, der sowohl Mensch als auch Tier schmeckt. Dazu mussten die Jungs in Teamarbeit einige Möhren reiben, Äpfel häckseln und Bananen zerquetschen. Dann wurde alles zu einem dicken Teig vermischt und zu Kugeln geformt. Dieser Teig wurde dann einige Zeit im Ofen gebacken und musste dann auskühlen, damit der Keks auch vollkommen durchgehärtet ist. Da dies sehrviel Zeit in Anspruch genommen hätte, den Trocknungsprozess abzuwarten, war Reitlehrerin Sylvia Retz so nett gewesen, bereits einige Tage vorher genau die gleichen Kekse vorzubereiten. So konnten wir sofort gemeinsam die Kekse probieren und verfüttern.
An dem nächsten Tag habe ich auf dem Sandplatz des Hofes einen Bodenarbeits- Parcours aufgebaut. Dieser Tag war auch für mich ein besonderer, denn meine Lehrerin kam heute auch zum Projekttag, um meine Leistung zu bewerten. Die Jungs waren, genau wie ich, darüber ein wenig aufgeregt, aber wir hatten trotzdem einen sehr schönen Tag auf dem Hof. Wir holten uns die beiden Ponys Mine und Salitos aus den Boxen, putzten sie und kratzten die Hufe aus. Jeder packte mit an und ruckzuck waren die Ponys einsatzbereit. Wir schauten uns den Parcours an, besprachen wie er funktioniert, und rannten mal allein und mal zu zweit durch den Parcours und probierten ihn aus. Dann lernten die Kinder, wie sie die Ponys mit ihrer Körpersprache lenken können. Alle probierten sich an dem Parcours aus, dann kamen wir noch auf die Idee, mit den Hunden des Hofs auch mal durch den auf dem Reitplatz aufgebauten Bodenparcours zu laufen. Die Kinder haben dabei die Pferde und Hunde sicher durch die aufgebauten Hütchen, Stangen und Poolnudeln geführt.
Wir bauen „Holztiere“
In der letzten Projektwoche nahm uns leider das Wetter ein bisschen den Wind aus den Segeln. Die geplante Voltigier-Stunde auf dem Reitplatz musste wegen des nasskalten Wetters vertagt werden. Stattdessen haben wir es uns kurzerhand in der Stube vor dem Kamin gemütlich gemacht und ich fragte die Kinder, worauf sie Lust hätten. Schon öfter hatten sie erwähnt, das sie Lust hätten mit Holz zu werkeln, also suchten wir uns kurzerhand Schablonen von Bauernhoftieren aus und pausten sie auf dünne Holzplatten. Diese sägten sie die Kinder mit einer Laubsäge aus, schliffen sie ab und malten sie dann mit Acryl-Farbe an. Das schlechte Wetter hatte alle Menschen auf dem Hof in den Gemeinschaftsraum getrieben, und so wurde unser Projekt kurzerhand zu einer gemeinschaftlichen Veranstaltung, alle sägten, schliffen und malten zusammen. Gemeinsam tranken wir warmen Tee und aßen unsere selbst gebackenen Kekse zusammen. Am Ende des Tages gab es viele bunte Hühner, Schafe, Pferde und Hunde zu bestaunen.
An unserem vorläufig letzten Projekttag mussten die Jungs nochmal zeigen was in ihnen steckt. Mit viel Tatendrang griffen die Jungs zur Mistgabel und halfen Frau Retz bei der Stallarbeit denn – Tiere machen nicht nur Freude, sie machen auch Arbeit.
Zu Belohnung der harten Arbeit wärmten wir uns in der Stube auf und stärkten uns.
Mit einem kleinen Bauernhof Quiz reflektierten wir nochmal die gesamte Projekt Zeit und erinnerten uns an alles, was wir über die Tiere gelernt hatten. Alle erhielten eine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme. Es löcherten mich viele Fragen, wann und wie wir das Projekt wieder aufnehmen und was wir dann alles machen könnten. Es stimmte mich sehr froh, dass es den Kindern so gut gefallen hatte – eine Fortsetzung darf auf keinen Fall ausbleiben 😉
Eure Paula Scholle